katholische Kirche

Friedrichsthal / Kreuzburgerhütte
heute: Zagwizdzie, Polen

eine private Internetseite - Stand April 2008
erstellt von Astrid Dolejsch



Friedrichsthal ist das Dorf in welchem mein Großvater geboren wurde. Es liegt in Oberschlesien, im Kreis Oppeln. Nach dem 2. Weltkrieg kam es wie fast ganz Schlesien zu Polen. Heute gehört Friedrichsthal zur Gemeinde Murow und heißt jetzt Zagwizdzie. Friedrichsthal / Zagwizdzie liegt ca. 20 km nördlich der Kreisstadt Opole (Oppeln).

Die historische Bezeichnung Kreuzburgerhütte geht darauf zurück, dass die Gründung von Friedrichtsthal 1754/1755 eng mit der Gründung einer Eisenhütte auf Befehl Friedrichs des Großen verbunden ist.

1742 war die Provinz Schlesien und die Grafschaft Glatz in den Schlesischen Kriegen an Preußen gefallen. Unter der friderizianischen Kolonisation wurden viele neue Dörfer und Industriestandorte gegründet.

Die nach der benachbarten Stadt Kreuzburg benannte Kreuzburgerhütte (oft auch Creutzburger geschrieben, in Kirchbüchern auch schon mal xburgerhütte) wurde 1754 als 3.Eisenhütte in Oberschlesien (nach zweien in Malapane) gegründet.

In einer Karte von 1736 (Principatus Silesiae Oppoliensis exactissima Tabula geographica) findet man noch kein Dorf, nur vom benachbarten Murow ahnt man etwas, mit der Bezeichnung "Murower Bruck" ist ein Übergang über den Budkowitzer Bach inmitten dichter Wälder eingezeichnet.

Über das Dorf Friedrichsthal bzw. die Kreuzburgerhütte gibt es eine Dokumentation von Erika Winter, geschrieben 1987.

Sie greift u.a. auf ein Buch von Prof. Hermann Fechner zurück. In seinem 1903 erschienen Buch "Geschichte des Schlesischen Berg- und Hüttenwesens in der Zeit Friedrich des Großen, Friedrich Wilhelm II und Friedrich Wilhelm III, 1741 - 1806" beschreibt er detailiert nach den Akten des geheimen Staatsarchives, des Handelsministeriums, des Staatsarchivs und des Oberbergamtes zu Breslau u.a. die Gründung der Kreuzburger Hütte bzw. des Hüttendorfes Friedrichsthal als Kolonie zur Sicherung der Arbeitskräfte.

Darin heißt es:

Das Bedürfniß nach solchen Colonieen machte sich zuerst bei der einsam gelegenen Kreuzburgerhütte geltend. Dort entstand durch Rehdantz´Fürsorge schon 1755 die Colonie Friedrichsthal, die sich am linken Ufer der Budkowitzer Bache gegenüber der Hütte, in schnurgerader Linie von da in südöstlicher Richtung bis an den Wald hinzieht. Sie war ursprünglich auf 51 Familien berechnet; im December des Jahres waren, wie Rehdantz meldet, 24 derselben, darunter zwei sächsiche, eine österreichisch-schlesische und vier Hussitenfamilien aus Böhmen, eingetroffen. Die anderen Familien bestanden aus Oppeln´schen Amtsunterthanen. Die Colonisten mußten einen Erbzins zahlen und sich verpflichten, für den gewöhnlichen Löhn jährlich je 40 Klaftern Holz zu schlagen. Sie erhielten 6 Freijahre und bekamen drei Viertel Scheffel Aussaat an Gartenland, vier Scheffel an Ackerland und zwei Fuder Heu an Wiesenwuchs. Weil sie zuerst den Wald roden mußten, konnten sie in den ersten zehn Jahren noch nicht viel für die Hütte arbeiten. Die Aecker wurden ihnen erst nach Beendigung der Waldrodung 1764 zugewiesen. Von den ersten Colonisten scheinen mehrere wieder fortgegangen zu sein; denn eine Designation von 1756 gibt nur 14 Familien an; 1766 zählte die Colonie 24 Wohnhäuser und 26 Stellen, darunter 2 unbebaute; in diesem Jahre meldeten sich jedoch 7 Wirthe.

Auf Seite 243 konkretisiert Fechner den Zeitpunkt des Baubeginns für die Eisenhütte mit Oktober 1754, auf Seite 682 berichtet er, dass die Kreuzburger Hütte seine Entstehung einer Königlichen Kabinettsorder vom 17.9.1754 verdankt, die dazugehörende Hüttenkolonie wurde nach Friedrich dem Großen benannt.

In seinem Artikel "Beitrag zur Geschichte der Kolonisation in Oberschlesien während der Regierung Friedrich II", erschienen in der Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte - Neue Folge IV. Jahrgang 1875; Seite 534 - 569, beschäftigt sich Studienrath Dr. J.H.Müller ebenfalls mit der Hüttenkolonie Friedrichsthal.

Erika Winter (1) schreibt auf Seite 24 ihrer Dokumentation:

Auch für die Friedrichthaler Kolonisten galt das alte Siedlerwort: "Dem ersten der Tod, dem zweiten die Not, dem dritten das Brot".
Das Hüttendorf überstand die schweren Jahre und wuchs weiter. 1784 gab es 54 und 1791 schon 80 Häuser in Friedrichsthal.

Anderen Quellen entnehmen wir, dass das Dorf 1784 bereits 342 Einwohner hatte und 1819 sollen es 769 gewesen sein. 1941 zählte man 1405 Einwohner und heute wird im Ortsprosekt 939 als Einwohnerzahl angegeben.

Ein besonderes Kapitel in der Dorfgeschichte nimmt natürlich der 2. Weltkrieg und seine Folgen ein. Viele verließen Friedrichsthal.

Zagwizdzie feierte im September 2004 eine 250-Jahrfeier.




Quellen:
1.) Erika Winter
Die Creutzburgerhütte und das Dorf Friedrichsthal
Göttingen 1987


2.) Hermann Fechner:
Geschichte des Schlesischen Berg- und Hüttenwesens in der Zeit Friedrich d.G., Friedrich Wilhelmm II und Frieddrich Wilhelm III 1741 - 1806
Berlin 1903



© 2008 by Astrid Dolejsch