Die Glashütte Orzesche (Kreis Pless)
eine private Internetseite - Stand Februar 2009
erstellt von Astrid Dolejsch
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Die Glashütte Orzesche wurde nach Czihak (2) um 1719 gegründet.
Sie gehört daher zu den wenigen Hütten, die bereits vor Inbesitznahme Schlesiens durch Friedrich den Großen 1742 bestand.
Fechner (3) zählt neben Orzesche nur die Hütten zu
Schreiberau (zwei Hütten), Wiesau, Freudenberg, Kaiserswalde, Leschzin, evtl. Mokre und Myslowitz
zu dem Kreis der älteren Glashütten Schlesiens.
Die Glashütte Orzesche liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gardawitz / Moscisk. Auf der Internetseite von Gardawitz ist ein größere Kartenausschnitt. Inwieweit in der Literatur identische Glashütten oft mit unterschiedlichen Namen beschrieben werden, ist bei Orzesche / Gardawitz / Moscisk zu erahnen.
Zoedler (1) erwähnt bereits eine 1709 gebaute Glashütte bei Gostin (siehe Karte auf der Seite zu Gardawitz / Moscisk. Gostin liegt südlich von Nicolai, im folgenden Kartenausschnitt fehlt der östliche Teil. Der Glasmeister in Gostin hieß nach Zoedler (1) Bernsdorffer und kam aus Sohrau. 1711 werden der Glasschleifer Heinrich Birmann und sein Geselle Georg Kittel beschäftigt.
Orzesche gehörte 1763 einem Herrn von Woisky. Czihak schreibt, sie war damals ein kleines Werk, welches nur vier Schmelztiegel, einen Glasmeister und drei Gesellen besaß.
Auf einer polnischen Internetseite wird zur Geschichte der Glashütte Orzesche berichtet, dass der Glasmeister 1763 JOSEF HONCZIK hieß.
Sein Name wurde wegen einer Schlägerei am 11 Juni 1763 mit seinem Mitarbeiter Jan (Johann) Kafka aus Orzesze in der Chronik verewigt. Grund für die Schlägerei gab Honczik selbst, als er 15 Taler, die die Glashüttenarbeiter für die Renovierung der Kirche gesammelt haben, auf ein Konto mit Verzinsung für ein Jahr fest bei einer Bank einzahlte. Das von dem Eigentümer der Glashütte einberufene Schiedsgericht schlichtete diesen Streit.
Der Geselle JAN (JOHANN) KAFKA trägt denselben Namen wie einer unserer Spitzenahnen.
Auf der polnischen Internetseite wird außerdem zur Geschichte der Glashütte Orzesche das Gründungsdatum 1719 bestätigt.
Im Jahre 1719 baute der Besitzer des Ritterguts in Orzesze, Graf Jan (Johannes) Franziskus Kamienski, an den östlichen Ufer des Flusses Bierawka, eine Glashütte, für die er einen Glasmeister (hier: nicht Gläser sondern viel mehr einen Glasmacher) aus Glatz oder Oppeln eingestellt hat. Damals war es die zweite Glashütte in Oberschlesien, nach der im Jahre 1692 erbauten Glashütte in Mokre.
Nach Czihak (2) war die Hütte 1810 noch im Besitz der Familie (Woisky ?) und wird nach Akten aus dem Staatsarchiv in Breslau noch für 1805, 1806 und 1812 und 1830 als in Betrieb befindlich genannt.
1801_11
Nach Literaturangaben (1) wechselt der Glasmeister Franz Schyier um 1800 zur Gardawitzer Glashütte. Seine Tochter Maria ging sicherlich nach Orzesche, wo laut dem Hochzeitseintrag etwa ab 1800 offensichtlich der Glasmeister Michael Greiner arbeitete.
1838 wird eine Glasfabrik unter dem Namen F.Carl GREINER gegründet, die noch 1890 bestand.
Bei der Auswertung der Kirchenbücher von Pawonkau, in dessen Einzugsbereich die Glashütte Gwosdzian lag, war uns ein Hochzeitseintrag von 1801 aufgefallen:
oo in Schrzidlowitz am 1.Juny 1801
Junggeselle und Glasmeister aus Orzesche Michael GREINER
Jungfer Maria Tochter des Glasmeisters Franz Schyier aus Schrzidlowitz
Alter der Brautleute: 25 (29?) und 19 Jahre
Zeugen: Johann Bischoff Glasgeselle aus Schrzidlowitz und Laurentz Juraszczyk aus Schr.
Quellen:
1.) Dietmar Zoedler:
Schlesisches Glas, Schlesische Gläser
Würzburg 1995
ISBN 3870572086
Kurzbeschreibung
2.) E.v.Czihak:
Schlesische Gläser
Eine Studie über die schlesische Glasindustrie früherer Zeit
nebst einem beschreibenden Katalog der Gläsersammlung des Museums schlesischer Altertümer zu Breslau
Breslau 1891
3.) Prof.Dr.H.Fechner:
Die schlesische Glasindustrie unter Friedrich dem Großen und seinen Nachfolgern bis 1806
Breslau 1892
erschienen im Band 26 der Zeitschrift des Vereins
für Geschichte und Altertum Schlesiens
4.) Kirchenbücher von Pawonkau
5.) Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 2 Bände, 1865
digital verfügbar bei der Schlesischen digitalen Bibliothek (www.sbc.katowice.pl/dlibra)
© 2009 by Astrid Dolejsch